„Sind zwei Kilo Snacks und Süßigkeiten zu viel?“, hieß es in so einigen Chats am Samstagabend. Eines vorneweg: Verhungert sind wir, die beiden 9. Klassen, auf unserer 18-stündigen Fahrt nach England nicht. Diese begann am Sonntag um 0:30, trotz Diskussion mit dem Busfahrer über nicht eingehaltene Koffermaße. Begleitet wurden wir auf der gesamten Reise von Frau Lindner, Frau Helm-Wied, Herrn Krapf und Frau Winkelmann. Nach einer langen Busfahrt ging es auf die Fähre, auf der es nicht nur Pizza, sondern auch Probleme mit sich nicht umstellenden Handyuhren gab. Eine gefühlte Ewigkeit später kamen wir endlich etwas übermüdet in Eastbourne an und wurden dort von unseren Gastfamilien mit einem „nice to meet you“ empfangen. Unsere host families stellten sich als sehr nett heraus und hatten außerdem ziemlich schicke Häuser. Abends konnte man im Jahrgangs-Chat noch so einige Deckenlampen und Schwerter bewundern.
Am nächsten Morgen wurden wir an unseren jeweiligen bus stops aufgesammelt. Unser erster Halt war der Beachy Head. Dort wurden wir von typisch englischem Wetter empfangen: Wegen des vielen Nebels konnte man von den Klippen nicht viel erkennen. Der Busfahrer setzte uns schließlich am wunderschönen Pier in Eastbourne ab. Von dort aus wurden wir zu einer Rallye losgeschickt, die sowohl aus Fragen über die Stadt als auch aus Fotochallenges bestand. So erkundeten wir den ganzen Vormittag Eastbourne und wurden nicht nur einmal von höflichen Engländern gefragt, ob wir uns verirrt haben. Den Nachmittag durften wir in der language school verbringen, was wider Erwarten richtig Spaß gemacht hat. Den Erwartungen an ein musisches Gymnasium wurden wir dort mit einigen gesungenen (und teilweise sogar choreographierten) Popsongs und Kirwa-Liedern gerecht.
Nach einer weiteren Nacht bei unseren englischen Gastfamilien durften wir den Dienstag in London verbringen. Der Tag begann mit einer river cruise von Greenwich aus über die Themse nach London. Dort angekommen begann unsere Sightseeing-Tour, geführt von den professionellen Tourguides Frau Lindner und Herrn Krapf. Nach einer spektakulären Fahrt mit dem London Eye und einer wirklich tollen Aussicht ging es unter anderem zum Big Ben, von dort aus zum Trafalgar Square und schließlich zum Buckingham Palace.
Mittwoch besuchten wir die wunderschöne Stadt Brighton. Am Strand angekommen mussten wir natürlich erst einmal (freiwillig oder unfreiwillig) die Wassertemperatur checken. Weiter ging es auf den British Airways i360 Tower, von dem man eine atemberaubende Aussicht über die ganze Stadt hatte. Nach einer kurzen Stadtführung und einigen Insider Tipps wurden wir auch schon „in die Freiheit entlassen“. Der englische Frühling zeigte sich von seiner besten Seite und so konnten wir sogar im T-Shirt Brighton und die Shopping-Lanes auf eigene Faust erkunden.
Nach einer (leider!) letzten Nacht bei unseren Gastfamilien ging es für uns noch ein zweites Mal nach London. In der Stadt durften wir sofort selbst losziehen. Ob shoppen in der Oxford Street und bei Harrots oder ein Besuch im Covent Garden, National History Museum oder Chinatown: Hier kam jeder auf seinen Geschmack. Spätestens jetzt kam der Großteil einmal in den Genuss von den typisch englischen Fish and Chips. Dank Google Maps fanden auch alle wieder zum Treffpunkt, sodass wir die Fähre nach Hause noch schafften. Nach einer stürmischen Fährfahrt und einer seeeeehr langen Busfahrt kamen wir nach 18 Stunden sicher in Amberg an. Auf dem Dultplatz wurden wir von unseren Eltern empfangen, die auf die vielen Eindrücke und Geschichten, die wir im Gepäck hatten, schon sehr gespannt waren.
Vielen Dank Frau Lindner, Frau Helm-Wied, Herr Krapf und Frau Winkelmann, dass Sie uns auf unserer Städtetour durch England begleitet und ertragen haben. Scheinbar waren wir aber ganz brav, sodass unsere Lehrer auch auf der Heimreise noch sehr entspannt wirkten (hier ein Beweisfoto von der Fähre).
Christina Luber, 9b
„Mit der Heimat im Herzen, die Welt umfassen“ – Das Motto des Hamburger Abendblattes passt ganz gut zu dem, was wir, fünfzehn Schüler und Schülerinnen der zehnten Jahrgangsstufe, in drei unvergesslichen Herbstwochen erleben durften, denn wir hatten einen kleinen Teil unserer Kultur in Form von Lederhosen und Dirndln im Gepäck und das Wissen und die Besonderheiten über und von unserem Land im Herzen. Das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ wartete auf uns und unser Ziel war ein ganz besonderer Vertreter, in dem die Möglichkeiten noch ein bisschen unbegrenzter zu sein scheinen als im übrigen Land: TEXAS. Futuristisch anmutende, scheinbar den Himmel berührende Bauten in den Großstädten Dallas, Austin oder San Antonio, von denen aus man einen unbeschreiblichen Rundumblick hat, untermauern diese Behauptung buchstäblich.
Am zwölften Oktober verabschiedeten wir uns bei strahlendem Sonnenschein von Amberg. Drei spannende Wochen lagen vor uns, eine Reise, auf die wir seit fast einem Jahr mit Vorfreude, Aufregung und voller Tatendrang gewartet hatten. Viele waren noch nie in den Vereinigten Staaten gewesen, und Texas war noch dazu etwas ganz Anderes. Schließlich hat jeder der fünfzig Staaten, die dieses Land bilden, ganz unterschiedliche Facetten. Um die USA kennenzulernen, müsste man sie vermutlich fünfzigmal bereisen. Doch die Zeit hatten wir leider nicht. Wir beschränkten uns auf Texas, einen Staat, der vom Charakter her wohl noch ein bisschen individueller ist als die 49 anderen – vielmehr ein „Land im Land“.
Aber der Reihe nach: Wieso gibt es diesen Bericht überhaupt? Bisher klingt alles ein bisschen nach einer Klassenfahrt – aber eine solche ist es nicht, jedenfalls keine normale. Es ist ein Austausch. Etwas, das zum Ziel hat, einen Einblick in das Leben des Austauschpartners, insbesondere sein schulisches Leben, zu erhalten. Wieviel mehr in diesen knapp zwei Zeilen steckt, durften wir auf einem Trip erleben, der uns für unser ganzes Leben geprägt hat.
Bereits Wochen vorher hatten wir unsere zukünftigen Austauschpartner in den USA via Facetime und WhatsApp „kennengelernt“. Umso größer war die Vorfreude, sich endlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Wie sagt man? Der erste Eindruck ist meistens ein bleibender. Und der erste Eindruck war phänomenal. Jeder unserer neuen Freunde hatte sich die Mühe gemacht, uns nach unserer Landung am Flughafen Dallas-Fort Worth, mit selbstgebastelten Willkommensschildern und kleinen Geschenken zu begrüßen. Dann ging alles ganz schnell. Jede Familie verfrachtete ihren kleinen „German“, wie wir liebevoll genannt wurden, ins Auto und es ging nach Hause, wo man dann vom Rest der Familie oder von den Haustieren, ohne die in diesen Breiten wohl kaum ein Haushalt bestehen kann, stürmisch begrüßt wurde. Für einige waren so ein warmherziger Empfang und die Herzlichkeit, mit der man sofort als volles Mitglied der Familie integriert wurde, sicher eine Erleichterung. Jeder bekommt ein positives Gefühl, wenn die Menschen, mit denen man nun drei Wochen zusammenlebt, Veranstaltungen besucht, Hobbys pflegt oder wertvolle Gespräche führt, voller Vorfreude auf einen gewartet haben.
„Everything is bigger in Texas“ – diese Aussage wurde im Jahresbericht vor zwei Jahren auch schon verwendet und wir können bestätigen, dass sich nichts an seiner Bedeutung geändert hat: Die Byron Nelson High School – die Schule, die unsere Austauschpartner besuchen (und somit auch wir, während unseres Amerikaaufenthalts), hat ein Vielfaches an Schülern im Vergleich zum Max-Reger-Gymnasium. Zur Zeit unseres Besuches belief sich die Schülerzahl auf 2700.
In den nächsten Tagen gewöhnten wir uns ein: Man machte alles Mögliche zusammen, und lernte die Freizeitaktivitäten des jeweils Anderen kennen: wir testeten die texanische Kulinarik durch gemeinsames Kochen und Backen, besuchten Gottesdienste genauso wie sportliche und musikalische Veranstaltungen. Ausflüge in die Nachbarorte wie beispielsweise in die nahegelegene Westernstadt Fort Worth, zum Barbecue oder Shoppen, aber auch zu lokalen Football Games haben oft ein ganzes Tagesfamilienprogramm ausgefüllt. Bei letzteren waren der Teamgeist der Mannschaft und die glühende Unterstützung der Fans an überfüllten Parkplätzen vor dem Stadion und dem emotionalen Anfeuern während des Spiels deutlich zu sehen. Gemütliche Abende zu Hause vor dem Fernseher oder ein gutes Gespräch, waren an der Tagesordnung. Auf diese Weise erlebten wir, wie amerikanische Familien denken und handeln. Durch die spontane Lebensart der Texaner konnten wir ein Teil von ihnen werden.
Selbstverständlich war auch die Schule ein Ort, wo wir unter der Woche einen Großteil des Tages mit unseren Partnern verbrachten. Hier lernten wir den Lernalltag unserer neuen Freunde besser kennen. Unterrichtsstunden wie Chemie, Geschichte oder eben Deutsch in englischer Sprache zu erleben, war einfach interessant. Wir versuchten uns an ihren Tests, füllten mit ihnen Arbeitsblätter aus und verglichen natürlich auch mit dem, was wir von zuhause kannten. Auf diesem Terrain gibt es sicher die gravierendsten Unterschiede zwischen unseren Nationen. Die Tatsache, dass hier jeder täglich dieselben Stunden in der gleichen Reihenfolge hat, überraschte uns schon sehr und auch, dass sich fast der gesamte Tag in der Schule abspielt – die Amerikaner haben bis 16.00 Uhr Schule. Somit wird auch jeden Tag dort zu Mittag gegessen. Dafür gibt es eine riesenhafte Speisehalle, in der man sich in zahlreichen marktüblichen Restaurants mit Essen versorgen kann. Das gibt es so in Deutschland nicht und es war daher völlig neu für uns, die wir nur selten in der Schule zu Mittag essen.
Und genauso spannend war es sicher für die amerikanischen Schüler zu erfahren, wie die Welt in Deutschland so funktioniert, was wir mehreren Klassen mithilfe einer kleinen Präsentation näherbrachten.
Die besonderen Highlights erlebten wir aber – von Schülern ist es einfach nicht anders zu erwarten – außerhalb der Schule. Bereits am ersten Sonntag bekamen wir in Arlington einen Mix aus Sport und Show der Extraklasse geboten: Jacksonville Jaguars gegen Dallas Cowboys – ein Footballspiel der amerikanischen Profiliga National Football League (NFL), was zu den Dingen gehört, die man bei einem USA-Besuch einfach mitnehmen muss. Ausgetragen wurde die Begegnung im „AT&T – Stadium“ mit einer Kapazität von 80 000 Sitz- und bis zu 30 000 Stehplätzen – ein weiteres Beispiel dafür, dass hier alles ein bisschen größer ist.
Auch ein hoch gehandeltes Basketballspiel mit unserem Landsmann Dirk Nowitzki, dessen Team, die Dallas Mavericks, die Chicago Bulls in einem spannenden Kräftemessen besiegte, stand gegen Ende unserer Reise auf dem Programm. Natürlich ist man gut beraten, wenn man die Heimmannschaft favorisiert.
Für uns persönlich waren auch die regionalen Games wichtig, wie die Basketball- oder Footballspiele der Schulmannschaft, die von einem riesigen Spektakel mit Cheerleadern und Brass Bands, die ihre Heimmannschaft mit donnernden Schlachtrufen unterstützen, befeuert wurden - ein unbeschreibliches Ereignis und vor allem der Stolz und das Aushängeschild jeder Schule.
Am Tag des Homegames der BNHS führten wir im Rahmen der Pep Rally in der großen Turnhalle der Schule zwei einstudierte Tänze auf. In voller Montur mit Dirndl bzw. Lederhose und ausgeliehenen Cowboyhüten schwangen einige von uns zuerst zu einer bayrischen Polka und anschließend zu einem typisch texanischen Line-Dance das Tanzbein. Mit welcher Lautstärke und Begeisterung dieses Spektakel zelebriert wird ist schon beeindruckend.
Aber auch die Kultur durfte nicht zu kurz kommen: Die Großstadt Dallas, die keine zwanzig Autominuten von Trophy Club entfernt liegt, ist vielen als die Stadt bekannt, in der John F. Kennedy ermordet wurde.
Im Zuge dessen besuchten wir das berühmte Museum im sechsten Stock und erfuhren eine Menge über Zusammenhänge, Planung und Folgen dieses historischen Verbrechens, und wenn man aus dem Fenster, durch das die Schüsse abgefeuert worden sind, schaut, lief manchem sicher ein kleiner Schauer über den Rücken…
Wer einmal mexikanisches Flair schnuppern will, kommt im texanischen Süden auf seine Kosten. Die Stadt San Antonio hat schon einen spanischen Namen und war unter anderem auch Ziel einer dreitägigen Exkursion, die uns näher an die mexikanische Grenze brachte. Schon das warme Klima und die Sonne erinnerten sofort an Spanien im fernen Europa.
Mit dem Fluss, der sich durch das Herz der Stadt schlängelt, und den Wassertaxis, auf denen man vom Wasser aus die Cafés, Bars und Restaurants mit all den Touristen, die sich am Ufer tummeln, beobachten kann, fühlt man sich auch ein bisschen wie in Venedig – nur mit Wolkenkratzern im Hintergrund statt den venezianischen Palästen.
Und doch gibt es einen historischen Stadtkern, in dem sich die spanische Architektur von ihrer schönsten Seite präsentiert: Fort Alamo, das früher eine Missionsstätte war, erzählt die Geschichte des texanischen Unabhängigkeitskrieges.
Etwas, das uns stutzig machte, war der „Dia de los Muertos“ – der „Tag der Toten“. Dieses Fest ist vergleichbar mit Allerheiligen. Aber hier ist der Tag nicht mit stiller Trauer verbunden. Die Texaner scheinen das Beste aus einem solchen Trauertag zu machen und verkleiden sich und feiern wie an Karneval, was in Deutschland unmöglich wäre und somit einer der großen Unterschiede ist.
In Austin, der Hauptstadt von Texas, schlossen wir unseren kleinen Trip mit einer Besichtigung des Capitols, des texanischen Regierungsgebäudes und einem Rundgang auf dem Universitäts- und Campusgelände ab.
Einige Tage vor unserer Abreise konnte man noch einmal sehen, wie zeitlich klug unser Austausch gelegt war. Wer würde es sich schon entgehen lassen, einmal Halloween in Amerika zu feiern, wenn er die Gelegenheit dazu hätte? Die deutsche Version ist eben doch nur ein jämmerlicher Abklatsch von dem, was Amerikaner bei sich zu Hause für dieses Fest auf die Beine stellen. An diesem Abend tummelt sich alles auf Partys oder zieht um die Häuser, um sich die Taschen voll mit Süßigkeiten zu füllen. Die Vorgärten sind aufwendig und oft schaurig schön dekoriert. Wenn man die Möglichkeit hat, das zu erleben, ist es völlig nebensächlich, ob man dafür nicht vielleicht schon zu alt ist.
Und so schnell kann´s gehen. Flugs war fast ein ganzer Monat rum und wir saßen wieder im Flugzeug. Wir möchten uns ganz herzlich bei Frau und Herrn Hendlmeier bedanken, mit denen wir diese Wochen erleben durften, genauso wie bei Herrn Meyer, der einen großen organisatorischen Part bereits im Vorfeld geleistet hat. Und natürlich bei unseren Eltern, die uns diese Reise überhaupt erst möglich gemacht haben. Danke!
Es hat großen Spaß gemacht. Und der Austausch wird uns in Erinnerung bleiben und einen kleinen Grundstein an Erfahrungen fürs Leben legen – ganz sicher!
„Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer die Trennung.“ (Dietrich Bonhoeffer)
Inzwischen ist es fast schon Tradition am Max-Reger-Gymnasium: Am 6. Dezember kommt nicht nur der Nikolaus, sondern auch Jim Wingate zu Besuch.
Im Gepäck hatte der gebürtige Schotte auch dieses Jahr viele Geschichten für unsere Schülerinnen und Schüler der Unterstufe. So freuten sich alle, die ihn schon einmal erlebt haben, auf seinen Besuch. Jim schaffte es dann auch wieder, alle mit den „stories“ aus seiner Heimat und der ganzen Welt zu begeistern. Er erzählt lebhaft und gestenreich, sodass auch unsere Jüngsten die Geschichten verstehen und miterleben können. Letzteres ist wörtlich zu nehmen, denn Jim bindet Schülerinnen und Schüler ein und macht sie zu aktiven Handlungsträgern. Immer wieder bringt er seine Zuhörer mit einfallsreichen Ideen nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Sprechen.
Aktives Sprechtraining bot Jim den Schülerinnen und Schülern der achten Jahrgangsstufe. Was zunächst trocken als „Practice for oral exams“ angekündigt war, verwandelte Jim in „Practice for life“. Denn was ist es anderes als eine Übung für’s Leben, wenn man plötzlich lernt, was man beim ersten „(blind) date“ – auf Englisch- sagen könnte?
So sind sich am Ende dieses Vormittages alle einig und hoffen auch im nächsten Jahr wieder zu hören: „Hello, I’m Jim.“
(Daniela Helm-Wied)
Obwohl jeder gewusst hat, dass es mitten in der Nacht losgeht, kam wohl kaum jemand auf die Idee, vorher ein bisschen zu schlafen und so fielen auch einige Draufgänger, die vorher noch angekündigt hatten, die ganze Nacht laut Musik zu hören, bald auch in einen Dornröschenschlaf. Doch die Müdigkeit hielt nicht lange und so zückten die ersten Mario-Kart-Spieler schon wenige Stunden später ihren Nintendo und bei Kollegah und Bushido war es dann endgültig aus mit der Ruhe. So – bis hierhin hat man eigentlich nur an der Überschrift gemerkt, worum es eigentlich geht: Wir befinden uns gerade auf einer achtzehnstündigen Reise durch die BeNeLux – Staaten auf dem Weg nach England. Mit dem klischeehaften Durchschnittsbild eines Engländers – höflicher, zuvorkommender Teetrinker – im Kopf, prallten wir auf die neue Kultur, die doch wesentlich anders ist, als die unsere. Wie könnte man sich als junger Mensch besser ein unvoreingenommenes Bild von fremden Personen bilden, wenn man nicht hautnah dabei ist, mit ihnen lebt, spricht oder isst? In den Gastfamilien war dies uneingeschränkt möglich. Zwar kann man in einer Woche kaum viel über das typisch englische Leben in Erfahrung bringen, aber einen kurzen Einblick in den Familienalltag war, besonders für die, die England noch nie besucht haben, möglich: Insgesamt musste man sich auf kleinere und weniger luxuriöse Wohnverhältnisse gefasst machen. Da Engländer sehr tierlieb eingestellt sind, konnte man sich auf eine tierische Begrüßung einstellen. Das Essen war weniger schlimm, als es die weit verbreitete Meinung und die Lehrer im Vorfeld behauptet haben.
Was das Wetter betraf, schien das Klischee aber zunächst recht zu behalten. In London empfingen uns bewölkter Himmel und eisiger Wind. Die ersten Souvenirs bestanden daher aus Mützen und Schals mit aufgedrucktem Union Jack. Alle zusammen machten wir uns ans Sightseeing und Bildermachen, von denen die meisten gleich auf Snapchat oder Instagram landeten. Weil uns gut informierte Kompetenzpersonen (Lehrer) die Stadt zeigten, hatten wir schon am ersten Tag viel von der Hauptstadt gesehen: vom London Eye bis zum Wohnsitz der Queen führte uns unser Weg durch halb London. Mit letzten Kräften kamen wir schließlich bei Harrods, einem der exklusivsten Einkaufstempel der Welt, an. Zum Shoppen braucht man hier allerdings eine wohlgenährte Brieftasche.
Weil der nächste Tag tatsächlich „Schule“ im Programm vorgesehen hatte, hielt sich die Vorfreude in Grenzen. Doch die Schulstunden waren spielerisch und unterhaltsam gestaltet und drei erfahrene Muttersprachler informierten uns über England, Grammatik und Co. Auch das englische Schulsystem sagte uns sehr zu. Schließlich beginnt hier der Unterricht erst um 9.00 Uhr und brachte uns eine Stunde länger Schlaf. Nach der Schule wurden wir wieder eingesammelt und mit unserem Bus ging es hoch hinauf (soweit man das in England überhaupt sagen kann) auf den Kreidefelsen mit Blick auf den Leuchtturm. Dann hatten wir den Nachmittag zur freien Verfügung und konnten uns die Zeit in Eastbourne vertreiben. Uns wurde ans Herz gelegt, an einer Rallye durch die Stadt teilzunehmen, falls uns langweilig werden sollte. Uns wurde aber nicht langweilig und nur wenige nahmen das ganze wirklich ernst.
Nachdem am nächsten Vormittag der zweite Unterrichtsteil geschafft war, ging es ins Bowling Centre. Hier konnte man, beim Laserquest Menschen abschießen, denen man schon immer eins auswischen wollte, ohne dafür bestraft zu werden. Der Rest der Zeit (und des Geldes) wurde dann beim Billiard, Bowling oder am Spielautomaten verzockt.
Den nächsten Tag verbrachten wir in Brighton. Nun ist so eine Stadt an und für sich gar nicht so interessant, wenn man sie immer nur von unten betrachtet. Für uns ging es deshalb mit dem i360, einer aufzugartigen Aussichtsplattform von British Airways, 173 Meter nach oben. Selbst die, denen die Höhenangst sonst immer solche Momente kaputt machte, zog es bald an die verglasten Fensterscheiben, um ein Foto vom Pier, dem Meer oder der Stadt zu machen. Zeit für ein paar schöne Gruppenfotos war auch noch. Danach hatten wir die Möglichkeit, Brighton in kleinen Grüppchen zu erkunden. Der Royal Pavillion, das Sealife – Centre oder einfach nur die verwinkelten Gässchen (the Lanes) boten interessante Ziele.
Für die individuelle Note des Londontrips war der Donnerstag reserviert. Heute konnte alles gemacht werden, wofür am ersten Tag keine Zeit mehr geblieben ist. Mit dem Schnellboot ging es zum Westminster Pier. Im Rekordtempo flogen die futuristischen Wolkenkratzer nur so an uns vorbei und es gab viele schöne Fotos von der Skyline. In kleinen ungebundenen Gruppen ging es zum Shoppen und für Kulturinteressierte in die National Gallery, ins Westminster Abbey oder zum legendären Gleis 9 ¾. Mit diesen Eindrücken im Gepäck ging es zurück zum Bus und auf die Heimatfahrt ins nasskalte Deutschland.
Um Londons geheimnisvolles Flair in all seinen Facetten zu erkunden, muss man wohl wirklich hier leben. All diese Sehenswürdigkeiten kann man nur anschneiden und sich höchstens vorstellen, wie es wäre, das täglich vor der Haustür zu haben. Die Tage bei den Gasteltern haben unsere Einstellung neu geprägt und uns etwas britisch fühlen lassen.
Lukas Plößl, Julia Pawliak, 9B