Diese Frage stellt sich jeder, der sich den oscarprämierten Film Schindlers Liste (FSK 12) anschaut. Die 9. Klassen des MRG konnten dies dank der großzügigen Einladung des hiesigen Kinos Cineplex am 21. Februar 2025 tun.
Die Grobheit und fehlende Zivilisiertheit der Deutschen zu Zeiten des nationalsozialistischen Terrors (1933-1945) wird in diesem Film sehr überzeugend vom sadistischen Kommandanten des KZs Plaszów (Vorort von Krakau, Polen) Amon Göth verkörpert, einem Mann, der ungeniert morgens zum Frühstück KZ-Insassen per Gewehr vom Balkon seiner Villa aus erschießt. Warum? Einfach, weil er es kann. Hier kommt zum Ausdruck, zu was die politische Desinteressiertheit und der blinde Gehorsam der sehr großen Mehrheit der Deutschen vor 90 Jahren geführt hatten. Roher, unkontrollierter Gewalt!
Der Film des US-Regisseurs Steven Spielberg ist kein Dokumentarfilm, sondern ein Spielfilm, und so ist die erzählte Geschichte auch die der 1.200 geretteten Juden des deutschen Unternehmers Oskar Schindler (1908-1974). Liam Neeson, der ihn im Film darstellt, zeigt ihn als einen Mann, der eine Wandlung durchmacht, und zwar vom opportunistischen Kriegsgewinnler hin zum Retter seiner jüdischen Arbeiter. Und so lässt der Film das Publikum nicht im Jammertal der Untröstlichkeit zurück, sondern bietet ihm auch einen Funken Hoffnung. Trotz allem.
Schindlers Liste kann man als filmisches Mahnmal sehen, als eine Erinnerung an die 6 Millionen gequälter und ermordeter Juden (ca. zwei Drittel aller damaligen europäischen Juden), aber auch an die mehr als 10 Millionen weiterer Menschen in Europa, die aufgrund der Nazis ihr Leben lassen mussten. Und so bleiben vielen Zuschauern sowohl das dreijährige Mädchen im roten Mantel, das die Räumung des Krakauer Ghettos im Film nicht überlebte, in Erinnerung als auch die über 1.000 geretteten Juden, die am Ende des Films am Grab Oskar Schindlers auf dem katholischen Friedhof in Jerusalem Steine ablegen. Es bleibt dem Zuschauer die Hoffnung an die Menschlichkeit – bis zuletzt.
OStRin Britta Carlsson
Bilder B. Carlsson, public domain
Anfang Februar 2025 kam Fabian Herbst, ein Redner des Europe-Direct-Programms der Europäischen Kommission, ans Max-Reger-Gymnasium. Die EU ist ja häufig ein Thema, unter dem sich Otto-Normalverbraucher und -verbraucherin recht wenig vorstellen können. Lehrkräfte lehren die EU-Institutionen, Schüler und Schülerinnen lernen deren Zusammenspiel pflichtgemäß für Tests, nur: Was heißt das denn konkret?
Um das mit den Schülern und Schülerinnen der 12. Jahrgangsstufe zu klären, dafür war Fabian Herbst gekommen. Nach einleitenden Fragen und einigen per QR-Code machbaren Umfragen – der funktionierenden Digitalisierung sei Dank – ging es dann ans Eingemachte. Der „Fit for 55”-Plan der EU, mit dem europaweit die Nettotreibhausgasemissionen um mindestens 55% gegenüber dem Stand von 1990 gesenkt werden sollen, stand im Zentrum der Debatte.
Ein Teil dieses Plans ist das Verkaufsverbot von Neuwagen, die mit Verbrennermotor laufen. Es ist ein Thema, über das sich Leute die Köpfe heiß reden, manche sind dafür, andere dagegen, aber vor allem ist es ein Thema, das im „Autoland” Deutschland alle angeht, denn außer man wohnt in Städten mit gutem öffentlichen Nahverkehr und fährt überall hin mit der Bahn, braucht man früher oder später einen sog. „fahrbaren Untersatz”. Und es bekannt, dass wir Deutschen, ob jung oder älter, immer noch nicht so wirklich gut auf den Wandel hin zum umweltfreundlicheren Fahren vorbereitet sind.
In Zeiten, in denen andere Themen angeblich so viel wichtiger sind als der vorhandene und sich verstärkende Klimawandel, war das „Verbrenner-Aus”, das von der EU in noch etwas weniger populistischen Zeiten vor zwei Jahren angegangen wurde, das richtige Thema, um konkret zu zeigen, welche EU-Institutionen solche Dinge beschließen.
Bei der Besprechung dieses Gesetzes bekam das Gesetzesinitiativrecht der EU-Kommission Konturen, ebenso wie das Ringen um eine Position im Europäischen Parlament – ein Parlament, das erst 2024 von allen Wählern und Wählerinnen in der EU per Direktwahl gewählt werden konnte, und das nun mal aus unterschiedlichen politischen Gruppierungen, sog. Fraktionen, besteht. Und dann noch „der Rat” oder Ministerrat, der bei der Gesetzgebung ebenfalls ein ganz und gar nicht nebensächliches Wörtchen mitzureden hat.
Warum ist es so schwierig zu einer Einigung zu kommen? Zwei Lesungen, ein Vermittlungsausschuss und vier Möglichkeiten, um zu einem EU-Gesetz zu kommen, später konnte wohl jeder der aufmerksamen Zuhörer zustimmen, dass Demokratie eine ganze Menge Arbeit ist. Und das Resultat ist immer weniger als das, was jeder Beteiligte ursprünglich vorhatte, aber das ist nun mal die Währung in einer Demokratie und zivilisierten Gesellschaft: Kompromissfähigkeit! Dank der anschaulichen Präsentation durch Fabian Herbst hatten die Q12er nun ein klareres Bild davon.
OStRin Britta Carlsson
Fotos B. Carlsson, Auszug aus der Powerpointpräsentation von Fabian Herbst
Ein kleines Dorf. Beschaulich. Friedlich. Hier begegneten sich vor 35 Jahren noch zwei gänzlich unterschiedliche Systeme. Zuvor hatte es von 1947/49 bis 1990 die Zeit des sog. „Kalten Krieges” gegeben; es war die Welt der zwei Supermächte (USA und Sowjetunion) und Deutschland war nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten in vier Zonen und ab 1949 in zwei Staaten – die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die alte Bundesrepublik Deutschland (BRD) – geteilt worden.
Man kann sich diese Teilung heute fast nicht mehr vorstellen, auch die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe, die sich im Schuljahr 2024/2025 im Geschichtsunterricht mit genau dieser Situation auseinandersetzten, fanden es zum Teil unbegreiflich. Das „Wie” und das „Warum” gaben sich bei der Beschäftigung mit dem Thema im Unterricht dabei die Klinke in die Hand.
Um der Schülerschaft das Nebeneinander von DDR und BRD plastisch vor Augen zu führen, fuhren die 10a und 10b Anfang Februar 2025 in die ehemalige „Zone” nach Mödlareuth, ein Dorf im Norden Oberfrankens an der bayerisch-thüringischen Grenze. An diesem kleinen Ort kann man konkret sehen, was die Teilung auf persönlicher Ebene wirklich bedeutete. Der Tannbach fließt durch Mödlareuth, man kann ihn mit einem kleinen Satz überqueren und doch teilte dieser Miniaturfluss den Ort nach 1949 in Mödlareuth-West und Mödlareuth-Ost. Er spaltete eine Dorfgemeinschaft, hielt Nachbarn und sogar Familien voneinander fern. Kann man das nachvollziehen, ohne es selbst erfahren zu haben?
Herr Frank, der den Rundgang im Besucherzentrum und auf dem Außengelände kenntnis- und abwechslungsreich leitete, versuchte den Schülern diese Situation durch sein Faible zum Storytelling näherzubringen. Er erzählte den Schülerinnen und Schüler von zwei Brüdern in Mödlareuth. Der eine wohnte in Mödlareuth-West, der andere in Mödlareuth-Ost. Sie wollten sich sehen, wie das in Familien üblich ist, aber wenn der Bruder in Westdeutschland den in Ostdeutschland besuchen wollte, konnte er nicht einfach über den Tannbach springen oder die Straße auf die andere Seite nehmen, denn Passierscheine gab es ab 1952 für Mödlareuth nicht mehr, Mödlareuth war „Sperrgebiet”. Er musste sich ins Auto setzen, und nach Norden zum nächsten Grenzübergang in Gefell fahren und wurde nur mit Genehmigung der DDR an der Grenze durchgelassen. Bis er seinen Bruder im anderen Teil des Dorfes sehen konnte, war er an die 60km gefahren.
Nach der Themeneinführung im Besucherzentrum mit Vortrag und Film begingen die Schüler die ehemalige Grenze zwischen Ost und West, sahen sich die erhaltenen Überreste der Mauer an und erfuhren, dass die „Mauer” an der innerdeutschen Grenze von ca. 1400km in den meisten Fällen gar keine Mauer gewesen war, sondern ein Zaun.
Im Anschluss an den Rundgang konnten sich die Schüler noch Teile der realen Sicherungsanlagen (wie Wachtürme, kleine Bunker, Schlagbaumvorrichtungen, Zaun mit Stacheldraht) von außen und innen ansehen und die Dauerausstellung im 1. Stock des Museums besuchen.
Klirrend kalt war es an dem Besuchstag und diese Kälte, die Schülern wie Lehrern in die Glieder fuhr, machte diese 40jährige grausame Trennung in Freund und Feind nachdrücklich begreiflich.
OStRin Britta Carlsson
„Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt.“
Bundespräsident Roman Herzog, der am 27. Januar 1996 diesen Tag zum zentralen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus erklärte
Im Rahmen des Geschichtsunterrichts haben wir am 13. Januar 2025 eine Fahrt zur Gedenkstätte des KZ Dachau unternommen. Der Lehrplan sieht in der 11. Jahrgangsstufe das Thema Erinnerungskultur vor und wir fragten uns, wie wir uns an Vergangenes erinnern und welche Bedeutung die Formen der Erinnerung für unser Geschichtsverständnis haben.
Wie erinnern wir Deutsche uns z.B. an den Holocaust? Das war Thema im Geschichtsunterricht gewesen und wir hatten Denkmäler, Mahnmale und digitale Projekte und deren Wirkung auf die Menschen von heute besprochen. Der Besuch an einem Ort, an dem der Holocaust stattgefunden hat, war da die logische Konsequenz und die Schülerinnen und Schüler konnten in realiter sehen, wie diese Erinnerungsformen unser Geschichtsbewusstsein beeinflussen.
In der Führung durch die Gedenkstätte erzählte uns die Referentin zunächst etwas von der Geschichte des Konzentrationslagers Dachau, aber auch etwas zur baulichen Entwicklung der Gedenkstätte. Die Errichtung der Gedenkstätte KZ Dachau geht auf die Initiative von Überlebenden und Angehörigen in den 1950er Jahren zurück. Das Erinnern sollte und soll noch immer der Prävention von Verbrechen dienen.
An geeigneten Stellen wurde auf Kunstobjekte auf dem Gelände als Formen der Erinnerung eingegangen. So fanden wir z.B. beim Internationalen Mahnmal, das aus den späten 1960er Jahren stammt, heraus, dass dieses Relief mit verschiedenfarbigen Winkeln, die die farbigen Stoffdreiecke an der Kleidung der KZ-Häftlinge widerspiegeln und als Erkennungszeichen dienten, keine schwarzen, grünen und rosa Winkel enthält. Diese drei Winkelfarben kennzeichneten im Konzentrationslager sog. „Asoziale“, „Berufsverbrecher“ und „Homosexuelle“ und obwohl die NS-Zeit vorbei war, wollte man an jene Personengruppen etwa 20 Jahren später in diesem Kunstwerk nicht an sie erinnern. So sind die Erinnerung selbst und der Wille an Erinnerung dem jeweiligen Entstehungszeitpunkt unterworfen.
Der Rundgang führte den Schülerinnen und Schüler die Gräuel des Holocaust vor Augen und wies auf die Möglichkeiten, sich daran auch heute noch mittels Begegnungsstätten wie diesem Erinnerungsort samt Mahnmalen und Kunstwerken, eindrucksvoll hin.
OStRin Barbara Scheidler
Fotos: OStRin Bianca Rauchenberger /
KZ-Gedenkstätte Dachau
"Nie wieder!", so hatten es die Deutschen sich selbst und der Welt nach Ende des Zweiten Weltkrieges und 12 Jahren Terrorherrschaft durch die Nationalsozialisten geschworen, aber seit Beginn des neuesten Konflikts im Nahen Osten ist der Hass gegen Juden hierzulande wieder aufgeflammt und nimmt inzwischen gegenüber in Deutschland lebenden Juden erschreckende Formen an. Aus diesem Grund kamen zwei Mitglieder des Bundestags, Frau Susanne Hierl (CSU) und Frau Marianne Schieder (SPD), Ende Januar ans Max-Reger-Gymnasium, um mit den Schülern und Schülerinnen der 10. und 11. Jahrgangsstufen über das Thema Antisemitismus zu sprechen.
Frau Hierl und Frau Schieder standen Rede und Antwort zu Fragen nach ihren Erfahrungen mit Antisemitismus in Politik und Gesellschaft und den Gründen für antisemitisches Gedankengut auch heute noch. Beide MdBs betonten, dass in ihren Parteien für Antisemiten kein Platz sei. Selbstverständlich dürfe jeder in Deutschland seine eigene Meinung haben und sie auch vertreten, aber das beinhalte keinesfalls einen Freibrief für Verleumdung oder gar Volksverhetzung, machte die Juristin Hierl klar.
Die beiden Parlamentarierinnen wurden danach gefragt, ob nicht ein Parteiverbot gegen die AfD eine sinnvolle Reaktion sein könne, da diese ja bereits in verschiedenen Bundesländern als rechtsextremistisch eingestuft werde. Aus den Antworten ging hervor, dass ein Parteiverbot ziemlich "komplex" wäre und nicht der Bundestag über ein solches Verbot entscheidet. So mancher mag sich beim Zuhören auch gedacht haben, dass durch ein Parteiverbot Antisemitismus ja nicht verschwinden würde.
Als Fazit kann konstatiert werden, dass unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung auch durch Antisemitismus untergraben wird.
OStRin Carlsson