Max-Reger-Gymnasium bei europäischem Musikfestival
Das „Erasmus+“-Projekt „Notes of Europe“ (NOE) fand seinen fulminanten Schlussakkord im Rahmen eines Musikfestivals unter Beteiligung des Max-Reger-Gymnasiums Amberg. Wurde der äußerste Südosten Italiens einst von den Römern noch als „finis terrae“ („Ende der Welt“) bezeichnet, öffnete sich heute ein bleibender Horizont der Verständigung in der Sprache der Musik.
Die Bühne dieser Veranstaltung bildete Salento, der südlichste Teil Apuliens und sozusagen der geografische Stiefelabsatz Italiens, mit seinen weitreichenden Olivenplantagen und traumhaften Stränden. Vom ersten Moment der Begegnung mit den Gastgebern fühlten sich die zehn Amberger Schüler/innen in ihre Gastfamilien integriert und erlebten die dortige unverfälschte kulturelle Identität von ausgeprägter, in den späten Abend reichender Lebensfreude bis hin zur besonderen Großzügigkeit im Umgang mit der Zeit.
Von der puren Lust an Tanz und Gesang südländischer Prägung ließen sich die Schüler- und Lehrer-Delegationen aus den verschiedenen europäischen Ländern bereits bei der Besichtigung der gastgebenden Schule in Parabita anstecken. Traditionell gehört in Apulien zur feierlichen Begrüßung wichtiger Gäste auch der farbenprächtige Musikzug durch die Stadt. Weiter standen Besuche im historischen Teil der Barockstadt Lecce, in Otranto, der östlichsten Stadt Italiens, und in Santa Maria di Leuca an der „Absatzspitze“ auf dem Programm und vertieften die touristischen Eindrücke.
Daneben stärkten das nationenübergreifende Musizieren und Singen den Gemeinschaftssinn dieses Projekts, sodass sich der Einzelne – unabhängig von Herkunft und Sprache – in die Melodien und damit in das Miteinander ohne Grenzen einbrachte. So konnten im 2000 Besucher fassenden Konzertsaal der Stadt Gallipoli das NOE-Orchester und der NOE-Chor Ausschnitte aus einer Barock-Oper, Leckerbissen der Film-Musik von Ennio Morricone und ein Best-of von Giuseppe Verdi mit bekannten Stücken wie dem „Trinklied“ aus der Oper „La Traviata“ und dem „Gefangenenchor“ aus „Nabucco“ präsentieren.
Den Höhepunkt der Woche bildete das erste „Erasmus+ Music“-Festival, bei dem jede Delegation sowohl ihr Land als auch Europa mit musikalischen und akrobatischen Elementen auf die Bühne bringen durfte. Nach einem furiosen Abend erhielt das Max-Reger-Gymnasium für seinen Beitrag „Die Jugend Europas als Sterne am Himmel dieses Kontinents“, der die geschichtliche Entwicklung und Veränderbarkeit Europas mit hoffnungsfrohen Liedtexten aus der Feder von Amberger Schüler/innen verdeutlichte, einen Preis für „Excellent Performance“. Besonders große Freude empfindet die gesamte Schulfamilie des Max-Reger-Gymnasium darüber, dass die Schüler-Komposition der NOE-Hymne mit einer Sonderauszeichnung bedacht wurde. Dieser Song richtet auch den Blick in die Zukunft: Internationale Freundschaften, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, sollen weiterbestehen und das Band der Verständigung im Geiste der Musik in neuen Begegnungen festigen.
StR Tobias Kober, MRG
Hintergrund:
„Erasmus+“-Projekte sind Austauschprogramme zwischen europäischen Schulen und werden durch die EU finanziert. Zwischen 2015 und 2018 nimmt das MRG am musischen Projekt „Notes of Europe“ mit Partnerschulen aus Italien, Spanien, Großbritannien, Estland, Litauen, Rumänien, Türkei und Tschechien teil. Ziel des Projekts ist der interkulturelle Dialog in der Sprache der Musik. Während der jeweils einwöchigen Treffen im jeweiligen Gastgeberland standen Erkundungen zur Besonderheit unterschiedlicher Kulturen, Workshops zur Sprache des Gastgeberlandes und Konzerte mit wechselnden Genres und Besetzungen auf dem Programm.
“We are the Notes of Europe”
Unser Reisetagebuch aus Estland
Sonntag, 08.10.2017
Am Sonntag trafen wir uns früh am Morgen, genauer gesagt um 7:10 Uhr, am Bahnhof in Amberg, um neugierig und voller Vorfreude unsere Reise anzutreten. Zunächst fuhren wir per Zug nach Nürnberg. Von dort aus ging es mit der U-Bahn zum Flughafen, wo wir dann unseren Flieger nach Frankfurt bestiegen. Nach diesem kurzen Flug und einem rund dreistündigen Aufenthalt in Frankfurt, bei dem wir drei Regeln für unseren Aufenthalt in Estland aufgestellt haben („1. Nicht zu sterben“, „2. Nicht verloren zu gehen“ und „3. Irgendwie wieder nach Hause zu kommen“), erreichten wir schließlich unser Ziel: die estnische Hauptstadt Tallinn. Dort wurden wir schon von unseren Austauschpartnern am Flughafen erwartet und herzlich empfangen. Anschließend ging es für uns zuallererst in unser jeweiliges Heim für diese Woche, so dass wir dort unser Gepäck abliefern konnten.
Jeder aus unserer Gruppe hatte seinen eigenen Austauschpartner bis auf Susanne und Emma, die zusammen bei einem Mädchen untergebracht waren. Die Wohnsituation unseres jeweiligen estnischen Partners war unterschiedlich: Manche wohnten in einem Haus, der Großteil aber wohnte in einer Wohnung. Da die Räumlichkeiten dort begrenzt waren, durften zum Beispiel einige von uns die Zimmer unserer Austauschpartner beziehen, während sich diese für die Dauer unseres Aufenthaltes ein Zimmer mit ihren Eltern teilten.
Anschließend haben wir uns an diesem Abend noch in der Innenstadt mit anderen Teilnehmern des Projekts getroffen. Nach einem kurzen gegenseitigen „Beschnuppern“ und ersten Kennenlernen beschlossen wir, mexikanisch essen zu gehen. Dies war sehr interessant, da daraufhin in diesem mexikanischen Restaurant Esten mit russischer Herkunft gemeinsam mit Engländern, Tschechen und Deutschen aßen. Danach hat sich unsere Gruppe aufgeteilt: Theresa bekam von ihrer Austauschpartnerin bereits ein wenig die Stadt gezeigt, während die restlichen fünf zur Wohnung einer Austauschpartnerin gefahren sind, um dort den ersten Abend ausklingen zu lassen.
Montag, 09.10.2017
Der Montagmorgen begann mit einem Treffen in der estnischen Partnerschule, Tallinna Kesklinna Vene Gümnaasium, um dort die Gruppen für die anschließende Stadtführung einzuteilen. Nachdem wir nach einer kurzen Fahrt mit der Tram die Altstadt erreicht hatten, wurden wir von Schülern der estnischen Schule zusammen mit den Teilnehmern aus Großbritannien herumgeführt. Dabei wurden uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt präsentiert. Unter anderem haben wir den prachtvollen Amtssitz des estnischen Staatspräsidenten, die griechisch-orthodoxe Kirche und den Marktplatz gesehen und mehrere Aussichtspunkte besucht, von denen wir einen wunderbaren Blick sowohl auf die Altstadt als auch auf die Ostsee hatten. Während dieser Führung haben wir auch Tickets für die öffentlichen Verkehrsmittel gekauft, die wir dann bis zu unserer Abreise am Samstag nutzen konnten und die gerade einmal 6 Euro pro Person (für fünf Tage) gekostet haben.
Nach unserer Rückkehr an die Schule haben wir im Festsaal der Partnerschule noch eine Präsentation über Tallinn im Allgemeinen und über die Schule im Speziellen gesehen und wurden anschließend auch noch durch das Schulgebäude geführt. Am Nachmittag wurde von der gastgebenden Schule ein Konzert veranstaltet, in dem sich die Teilnehmer der estnischen Schule vorgestellt haben. Neben dem Chor, der zum Beispiel die Hymne von „Notes of Europe“ gesungen hat, gab es beeindruckende Beiträge von Violinisten, Pianisten und Solosängern.
Nach einer kurzen Kaffeepause in der Cafeteria hatten wir und auch alle anderen Schüler die Möglichkeit, die Musikstücke für das Konzert zu proben. Nachdem das „offizielle“ Tagesprogramm an der Schule beendet war, und wir uns gemeinsam im „Lido“, einem Selbstbedienungsrestaurant mit traditionell estnischer Küche, gestärkt hatten, verbrachten wir den Abend noch gemeinsam im Haus eines Austauschpartners. Dort spielten wir mit einer Engländerin UNO und tauschten uns, Popcorn und heiße Schokolade genießend, aus, wodurch sich ein sehr gemütlicher Abend entwickelte. Türkische Schüler, die auch vor Ort waren, haben sich an diesem Abend nicht an dem gemeinsamen Spiel oder den Unterhaltungen beteiligt, da sie erst kurz zuvor gelandet und dementsprechend erschöpft waren. Allerdings war auch die Sprache eine Barriere, weil die Englischkenntnisse dieser Teilnehmer leider recht dürftig waren.
Aussicht auf Tallinn und die Ostsee
Dienstag, 10.10.2017
Der nächste Tag an der estnischen Partnerschule wurde eingeleitet von der Vorstellung der Teilnehmer, wobei die verschiedenen Delegationen sehr unterschiedlich vorgegangen sind: Das tschechische Team hat zum Beispiel ein Video abgespielt, in dem es seine Schule präsentiert hat. Manche Länder haben kurz über ihre Schule gesprochen, andere legten den Schwerpunkt auf ihren Heimatort. Die Vorstellung unseres Teams wurde von Magdalena vorgenommen. Somit unterschied sich unsere Präsentation von der der anderen Teilnehmer dadurch, dass eine Schülerin und nicht ein Lehrer diese Aufgabe übernommen hatte.
Obwohl wir ursprünglich an diesem Vormittag das Tallinn Festival Gelände besuchen wollten, war das aufgrund der schlechten Wetterlage leider nicht möglich. Als Ausgleich dafür haben wir das Kunstmuseum „Kumu Art Museum“ in Tallinn besichtigt, wobei wir dort für die Führung in zwei, recht große Gruppen aufgeteilt wurden, was einen gewissen Lärmpegel auch während der Führung mit sich brachte.
Gruppenfoto im „Kumu“
Nach diesem Ausflug und dem anschließenden Mittagessen bot sich für uns zunächst wiederum die Möglichkeit, unsere Musikstücke zu proben, bevor für uns ein Folklore-Abend veranstaltet wurde. Dieser brachte russische Lieder und Tänze mit sich, bei der Teilnehmer aller Länder miteinbezogen wurden. Dies führte nicht nur zur Auflockerung der Stimmung, sondern bewirkte nebenbei auch noch, dass man weitere Austauschteilnehmer kennenlernte. Daraufhin folgte der türkische Abend, der - wie der Name schon vermuten lässt - von den türkischen Teilnehmern ausgerichtet wurde. Bei diesem durften wir sowohl außergewöhnlichen musikalischen Beiträgen der türkischen Delegation lauschen, als auch landestypische Tänze bewundern und wurden abschließend mit türkischen Köstlichkeiten verwöhnt.
Zum Ausklang des Abends gingen wir zusammen mit tschechischen Schülern italienisch essen und kauften anschließend noch Souvenirs für unsere Familien und Freunde.
Mittwoch, 11.10.2017
Dieser Tag hat sich von den bisherigen Tagen dadurch unterschieden, dass wir diesen nicht in Tallinn, sondern in Tartu - der zweitgrößten Stadt Estlands, die ca. 180 km entfernt von Tallinn liegt - verbracht haben. Nach einer zweieinhalbstündigen Busfahrt, während der man kaum Zivilisation, sondern hauptsächlich nur Waldflächen, Wiesen und Felder sehen konnte, verbrachten wir den Vormittag im „Estonian National Museum“. Dieses beeindruckte nicht nur durch seine außergewöhnliche Architektur, sondern auch durch seine auf modernste und originellste Weise dargebotenen Informationen über Estland und seine Geschichte. Auch hier bildeten wir wieder zusammen mit Großbritannien eine Gruppe, was den Kontakt mit dem britischen Team noch weiter verstärkte.
Nach einem Mittagessen in einer Hotelschule steuerten wir das Stadtzentrum von Tartu an. Einem kurzen Café-Besuch in einem Einkaufszentrum schloss sich die Besichtigung des Theaters, des größten in Estland, an. Die dortige Führung war sehr interessant: Neben der Färberei durften wir beispielsweise auch sehen, wie Requisiten hergestellt werden, und konnten Kostüme aus dem Fundus anprobieren. Danach hatten wir noch ein bisschen Zeit zur freien Verfügung, die wir dazu nutzten, in dem oben erwähnten Einkaufszentrum unsere Geldbeutel ein wenig zu erleichtern.
Ausstellungsstücke im Estonian National Museum
Nachdem wir am frühen Abend wieder mit dem Bus zurück nach Tallinn gefahren sind, waren wir alle so erschöpft, dass wir alle nach Hause gegangen sind, ohne noch gemeinsam etwas zu unternehmen.
Donnerstag, 12.10.2017
Der Donnerstag stand ganz im Zeichen der Musik. Deswegen erscheint es nicht verwunderlich, dass der Tag auch viele Proben mit sich brachte: Begonnen haben wir mit einer Chorprobe des internationalen Chores, in dem Teilnehmer aller Länder gemeinsam drei Stücke erarbeitet haben. Nach einem Mittagessen in der Schulcafeteria hatten wir noch die Möglichkeit, unsere eigenen Stücke für das am Nachmittag vorgesehene Konzert zu proben. Diese Proben waren leider zum Teil mit ein paar logistischen Problemen verbunden: Obwohl mehrere Länder ein Cello für den Auftritt benötigten, gab es bloß eines, das „geteilt“ werden musste. Auch wurde eine angemeldete Geige nicht bereitgestellt, sodass sich manche Länder auch diese teilen mussten. Ebenfalls wurden die Räume, die zum Proben bereitgestellt worden waren, doch von der Schule selbst beansprucht, da dort Unterricht stattfinden sollte. Dies führte dazu, dass ein ungestörtes, konzentriertes Vorbereiten nur schwer möglich war.
Nichtsdestotrotz sahen wir uns dennoch gut gerüstet für das große internationale Konzert, in dem alle Teams ihre erarbeiteten Stücke vortragen sollten, wobei sich die türkischen Gäste und die estnischen Teilnehmer zurücklehnen konnten, da diese ihre Auftritte bereits an den vorherigen Tagen gehabt hatten. Dieses Konzert hat sowohl als Konzertteilnehmer als auch als Zuhörer sehr viel Spaß gemacht und war sehr abwechslungsreich: Von Klassik über traditionelle Musik bis hin zu Popmusik war alles vertreten.
Da das Konzert etwas länger gedauert hat als geplant, mussten wir uns beim Abendessen beeilen, das in dem bereits von uns besuchten Restaurant „Lido“ stattfand. Dieses Restaurant hat sich aufgrund seiner Lage gegenüber dem Opernhaus geradezu dafür angeboten, da wir uns dort an diesem Abend noch die deutsche Oper „Der fliegende Holländer“ von Richard Wagner anschauten. Diese hat uns sehr gut gefallen, was nicht nur daran lag, dass sie in deutscher Sprache aufgeführt wurde. Nach dem gemeinsamen Opernbesuch endete dieser Abend jedoch bei vielen auch mit einem weinenden Auge, da sich herausstellte, dass man einen Teil der Personen, die man in den letzten Tagen kennengelernt hatte, nicht mehr (so bald) sehen würde wegen ihrer bevorstehenden Abreise.
Gruppenfoto im Opernhaus
Freitag, 13.10.2017
Nachdem klar war, dass bereits einige Delegationen am frühen Morgen abreisen würden, und die Teilnahme an der von den estnischen Schülern organisierten Stadtrallye somit nur noch freiwillig war, nutzten wir die günstige Lage Tallinns an der Ostsee, um mit der Fähre nach Helsinki zu reisen. Die Fahrzeit betrug gerade einmal rund 2¼ Stunden. In der finnischen Hauptstadt wurden wir von der Sonne empfangen, die wir in den letzten Tagen in Tallinn schon schmerzlich vermisst hatten. In Helsinki sind wir hauptsächlich gelaufen, was aber begleitet von Sonnenschein gleich nur halb so schlimm war: Wir sind durch alte Markthallen gegangen, zum Dom emporgestiegen und am Hafen herumspaziert. Obwohl allen am Ende des Tages die Füße wehtaten, beklagte sich am Abend keiner. Dafür waren die Eindrücke, die uns diese Stadt geliefert hat, viel zu schön. Auch wurde die Stimmung immer wieder dadurch aufgelockert, dass jemand die „Notes of Europe“-Hymne oder andere Lieder anstimmte, so dass Ohrwürmer garantiert waren. Darüber hinaus hatten wir in Helsinki auch die Möglichkeit, ein bisschen shoppen zu gehen. Hierbei haben wir besonders darauf geachtet, nicht unbedingt in Geschäfte zu gehen, die es auch bei uns daheim in unserer Nähe gibt, sondern gezielt uns unbekannte Geschäfte anzusteuern.
Auch in Finnland konnten wir feststellen, dass - ebenso wie in Estland - die Sprachebarriere keine Herausforderung für uns darstellt. Nahezu alle Personen sprechen nämlich neben der Landessprache sehr gut Englisch und ein Großteil (der Esten) spricht zudem noch Russisch, was auf die sowjetische Vergangenheit Estlands zurückzuführen ist.
Helsinki
Samstag, 14.10.2017
Samstag – ein trauriger Tag – denn es war der Tag, an dem wir uns von unseren Austauschpartnern, die für uns zu echten Freunden geworden sind, und ihren Familien verabschieden mussten. Nach einem ausgiebigen Frühstück sind wir zum Flughafen gefahren, an dem noch Erinnerungsfotos gemacht wurden und die ein oder andere Träne vergossen wurde. Unsere Rückreise verlief vollkommen reibungslos und auch Magdalenas Geige, die angeblich wegen des komplett ausgebuchten Fluges nicht mehr ins Flugzeug passen sollte, fand einen sicheren Platz im Handgepäckfach des Flugzeuges. Wie beim Hinflug hatten wir in Frankfurt wieder eine gewisse Wartezeit zu überbrücken, was uns aber nicht schwer fiel, da wir einfach die letzten Tage Revue passieren ließen. Am frühen Abend erreichten wir schließlich den Nürnberger Flughafen, von wo wir von unseren Eltern abgeholt wurden, die von unserem Redeschwall fast übermannt wurden. Insgesamt war es eine wundervolle Reise, die jeder Einzelne von uns sofort wieder antreten würde.
Verfasst von der Tallinn-NOE-Reisegruppe J
Magdalena und Theresa Urban, Cornelia Fischer, Evelyn Kryschak, Susanne Hiltl, Emma Peter
Unsere Gruppe am Flughafen
Unter diesem Motto steht das Erasmus+-Projekt „Notes of Europe“, an dem das Max-Reger-Gymnasium seit 2015 teilnimmt. Schüler und Lehrer aus neun verschiedenen europäischen Ländern treffen sich im Abstand von ein paar Monaten in einem dieser Länder, präsentieren ihr eigenes musikalisches Können oder landestypische Musik und vor allem: Alle singen und musizieren miteinander.
Schüler des Max-Reger-Gymnasiums haben für das Projekt eigens eine Hymne komponiert, die sich als „Leitfaden" durch alle Treffen zieht, und auch einen Jingle mit dem Text "Europe be clever, friendship for ever, sing the Notes of Europe". Eine alte Tradition? Ja. Schon von dem klassischen Komponisten Joseph Haydn stammt der Spruch: „Musik ist Weltsprache", was nichts anderes bedeutet als die grenzüberschreitende Wirkung von Musik.
Eine der vielfältigen Aufgaben im Rahmen dieses Erasmus+-Projekts war und ist die Suche und Forschung nach europäisch denkenden und wirkenden Komponisten.
In vielen Lebensläufen von Komponisten und Musikern lassen sich - modern ausgedrückt - Europaaffinitäten ausmachen. Allein schon durch die wechselnden Musikzentren und Stätten, die für die Entwicklungsgeschichte der Musik wichtig waren, schweift der Blick über unser heutiges Europa. In der Renaissance war es die Niederländische Vokalpolyphonie, im Barock war Italien federführend. Man spricht von der „Wiener Klassik“ und meint damit Haydn, Mozart und Beethoven. Danach in der „Romantik“ verteilten sich die Zentren, die Komponisten wurden sich ihrer musikalischen Wurzeln bewusst und ließen diese in ihre Musik einfließen. Einen weiteren Aspekt der „europäischen“ Gestaltung und Wirkung von Musik stellt das Reisen dar. Man denke z. B. an Georg Friedrich Händel, dem es schon im 18. Jahrhundert auf Grund seines wohlhabenden Elternhauses möglich war, alle Metropolen Italiens zu besuchen und den dortigen Musikstil für seine eigene Kompositionsweise „aufzusaugen“. Letztendlich ließ er sich dann in London nieder und war dort ein gefeierter Komponist. Auch sein Zeitgenosse Johann Sebastian Bach, dem solche Reisen aus finanziellen Gründen zwar nicht möglich waren, studierte dennoch z. B. französische Kompositionen und alles, „was ihm unter die Finger kam“, um seinen Stil weiter zu entwickeln. Nicht zu vergessen ist Wolfgang Amadeus Mozart. Er bereiste als Wunderkind ganz Europa. Rechnet man die Zeit seiner Reisen zusammen, kommt man zu dem Ergebnis, dass er in seinem 35 Jahre dauernden Leben rund 11 Jahre auf Konzerttourneen war. In der Zeit der Romantik gehörte es zum „guten Ton“ einer wohlhabenden Familie, dass ihre Kinder Bildungsreisen durch ganz Europa unternahmen. Exemplarisch kann hier auf Felix Mendelssohn-Bartholdy verwiesen werden.
Ausgestattet mit diesen Hintergrundinformationen erhielten im vergangenen Schuljahr zwei 8. Klassen folgenden Auftrag: „Sammle Informationen, Bilder, etc. über Musiker und Komponisten aus der Stadt Amberg, der Oberpfalz und Europa und gestalte hierzu ein aussagekräftiges Poster!“ Innerhalb dieses äußeren Rahmens hatten die Schüler freie Wahl, mit welchen Komponisten oder Musikern sie sich beschäftigen wollten. Das Ergebnis war eine sorgfältig recherchierte und wunderbar gestaltete Ausstellung zu diesem Thema.
Eine Konzertfahrt der 8. Klassen nach München zu einem Konzert, bei dem u.a. Beethoven zu Gehör kam, bot die Gelegenheit, im Rahmen des Projekts „Zeitung macht Schule“ Artikel über die Rolle Beethovens zu veröffentlichen. Sie befassten sich beispielsweise damit, wie Beethoven arbeitete und komponierte, welches Schicksal er zu erleiden hatte, und wie und wann es dazu kam, dass der Chorsatz im letzten Satz seiner 9. Sinfonie mit Schillers Text „Ode an die Freude“ zur Europahymne auserkoren wurde.
Eigentlich mühelos wurden und werden sowohl die zahlreichen Weihnachts- und Sommerkonzerte als auch die vielen Musischen Abende am Max-Reger-Gymnasium dem europäischen Gedanken gerecht. Solisten sowie große und kleine Ensembles bieten eine Vielfalt an Werken aus verschiedenen europäischen Ländern und interpretieren Komponisten, die allein schon aus oben genannten Gründen einen Bezug zu Europa aufweisen. Aber auch der Bezug zur Heimat findet sich im Programm der Konzerte wieder, wenn z. B. im letzten Jahr das MRG-Orchester die „Weimarer Sinfonie" von Christoph Willibald Gluck, einem Oberpfälzer Komponisten aus Beilngries, darbot. 1780 schrieb Gluck – europaweit bekannt wegen seiner Opernreform – an Herzog August von Sachsen-Weimar, er „empfinde einen innerlichen Trieb, etwas vor meine Nation zu verfertigen.“
Im diesjährigen Weihnachtskonzert ist eine Uraufführung zu hören. Darunter darf man sich in diesem Fall kein neu komponiertes Werk vorstellen, was der Begriff „Uraufführung" auch nahelegen könnte. Das MRG-Orchester bringt eine Sinfonie von Johann Christoph Vogel zu Gehör, die 230 Jahre auf ihre Entdeckung wartete. Wolfgang Jacob vom Verlag "Edition Stringendo" hat eine Handschrift dieser Sinfonie in der Hofbibliothek Thurn- und Taxis in Regensburg gefunden und erstmals in Druck gebracht. Nach Auskunft von Herrn Jacob weist das handschriftliche Notenpapier keine Gebrauchsspuren auf. Wurde diese Sinfonie nie gespielt? Wahrscheinlich!
Und wie kam diese Handschrift nach Regensburg?
Johann Christoph Vogel wurde 1756, also im selben Jahr wie Mozart, in Nürnberg als Sohn eines Lauten- und Geigenbauers geboren. Mit 17 Jahren trat er in die Hofkapelle Thurn und Taxis Regensburg als Instrumentalist ein. Im Jahr 1776 ging Vogel nach Paris, wo er ein begeisterter Anhänger Christoph Willibald Glucks wurde und ebenfalls Opern komponierte. Außerdem schrieb er zahlreiche Sinfonien, Konzerte und Kammermusik.
Es stellt sich also die Frage: War die in Regensburg gefundene und relativ unversehrte Partitur ein musikalischer Gruß an seine ehemaligen Kollegen der Thurn- und Taxis Hofkapelle?
Mit nur 32 Jahren verstarb Johann Christoph Vogel 1788 in seiner Wahlheimat Paris.
- Musizierende Völkerverständigung an Europas Grenze
- Ode an die Freundschaft
- Der Countdown läuft… Europa zu Gast am MRG
- Unser „Reisetagebuch“ zum Tschechien-Aufenthalt im Rahmen des Erasmus+-Projekts
- „Vìtejte Erasmus+!“
- Erstes Erasmus+-Projekttreffen mit Schülern im spanischen Alicante
- “Notes of Europe” – Hymne stammt von uns!
- And the “Logo”-winner is…
- „Notes of Europe“ – Max-Reger-Gymnasium in das Erasmus+-Projekt gestartet
- Erasmus+