Latein
Bildungswert des Lateinischen - humanitas als Markenkern
Kompetenzorientierung im Lateinunterricht
Bildungswert des Lateinischen – humanitas als Markenkern
Das Bildungskonzept, dem sich ein zeitgemäßer Lateinunterricht verpflichtet fühlt, ist auf das Ziel der „humanitas“ hin ausgerichtet. Humanitas bedeutet im Lateinischen zweierlei: 1. höhere Bildung und 2. Mitmenschlichkeit/wahres Mensch-Sein. Unter dieser Perspektive umschreibt humanitas schlechthin das Programm der Menschwerdung durch die geistige Arbeit an sich selbst und an der Welt.
Anhand antiker Texte von weltliterarischem Rang, deren Lektüre im Zentrum des Lateinunterrichts steht, befassen sich die Schülerinnen und Schüler aus ihrer historischen und generationellen Distanz heraus mit Themen von überdauernder Gültigkeit und Relevanz; das „Klassische“ will solchergestalt einen „Link zwischen Vergangenheit und Zukunft“ (Markus Janka) anbieten.
Die Fragen, die in den lateinischen Texten aufgeworfen werden, regen zu einem bildungsträchtigen Dialog mit den Ideen und Gedanken der klassischen Antike, zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den zentralen europäischen Diskurslinien an: Was macht den Menschen zum Menschen? Was bedeutet Glück? Warum streben Menschen nach Macht? Welche Aufgabe hat der Einzelne in der Gesellschaft? Gibt es Gerechtigkeit auf der Welt? Welche Dimensionen können Leidenschaften annehmen? Was sind die ethischen Grenzen menschlichen Handelns? Wie darf der Mensch mit den natürlichen Ressourcen umgehen? usf. – Fragen solcher existenziellen Qualität können den Schülerinnen und Schülern helfen, sich selbst in ihrer eigenen Welt zurechtzufinden, sich als Teil einer gesamteuropäischen Kultur des humanum zu verorten.
Humanitas als (europäisches) Bildungsziel umfasst mithin die differentia specifica, den „Markenkern“ also des Lateinischen im Gefüge des gymnasialen Unterrichts; damit leistet das Fach einen unverzichtbaren Beitrag zum Bildungs- und Erziehungsauftrag des Gymnasiums und konkretisiert in besonderer Weise die im Leitbild des Max-Reger-Gymnasiumsprofilierten Grundüberzeugungen unserer Schule.
"Auch für die historischen Veränderungen auf unserem europäischen Kontinent gewinnen die gemeinsamen Überlieferungen eine neue Aktualität. Gewiss sprechen wir nicht mehr wie früher zusammen lateinisch. Dennoch sind es die alten Sprachen mit ihrer Kultur, die uns verbinden."
(Richard v. Weizsäcker, Bundespräsident a. D.)
Kompetenzorientierung im Lateinunterricht
„Kompetenzen“ sind in der strukturellen Logik des gymnasialen Lehrplans „die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die Bereitschaft und Fähigkeit, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können“ (F. Weinert). Neben dem hervorgehobenen Anspruch, über dieFachinhalte einen umfassenden Beitrag zum Bildungsauftrag des Gymnasiums zu leisten, trägt das Fach Latein in besonderer Weise zum sukzessiven Aufbau übergreifender Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler bei:
Sprachkompetenz
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Textkompetenz |
(Inter-)Kulturelle Kompetenz
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Die Schülerinnen und Schüler erwerben eine erhöhte fremd- und muttersprachliche Bildung sowie ein erhöhtes grammatisches Wissen durch Aneignung einer metasprachlichen Terminologie; dies befähigt zusammen mit explizitem Sprachvergleich zu erhöhtem Sprachbewusstsein und sprachlicher Reflexionsfähigkeit. |
Die Lektüre lateinischer Originaltexte ermöglicht die Begegnung mit zentralen Autoren, Gattungen, Stoffen und Motiven der europäischen Literaturgeschichte; gerade die dem Lateinunterricht eigene langsame und mikroskopische Lektüre führt zu einer exakten Analysefähigkeit für sprachlich und inhaltlich komplexe Texte. |
Das Eintauchen in eine fremde Denkwelt durch das Medium lateinischer Originaltexte und die vertiefte Kenntnis einer fremden Kultur fördern die Fähigkeit, eigene Standpunkte in Frage zu stellen und die eigenen Lebensbedingungen durch den Vergleich kultureller Unterschiede kritisch zu reflektieren. |
Orientierungswissen |
Indem die Schülerinnen und Schüler bedeutende Themen, Denkweisen und Theorien sowie ihre Rezeption von der Antike bis in die Gegenwart kennen lernen, eignen sie sich ein breites Orientierungswissen an, das ihnen hilft, die Fülle an verfügbaren Informationen angemessen einzuordnen und zu bewerten. Sie entdecken vielfältige Anknüpfungspunkte zu anderen Fächern und erlangen ein Gespür für die komplexen Zusammenhänge der heutigen Lebenswelt. Damit bietet das Fach Latein den Schülern eine verlässliche Bildungsgrundlage, mit deren Hilfe sie in die Lage versetzt werden, sich den ständig wachsenden und wandelnden Anforderungen der Informationsgesellschaft zu stellen. |
Bestimmungen über den Erwerb des Latinums bzw. Kleinen Latinums
Beim Latinum handelt es sich um eine niveaubezogene Qualifikation. Gemäß Beschluss der Kultusministerkonferenz („Vereinbarung über das Latinum und das Graecum“) vom 22.09.2005 setzt die Zuerkennung des Latinums die Fähigkeit voraus, „lateinische Originaltexte im sprachlichen Schwierigkeitsgrad inhaltlich anspruchsvollerer Stellen (bezogen auf Bereiche der politischen Rede, der Philosophie und der Historiographie) in Inhalt, Aufbau und Aussage zu erfassen“, im Wesentlichen also Texte von Cicero.
Erwerb des Latinums über den Pflichtunterricht
Am Gymnasium wird das Latinum nach der Spracherwerbsphase (Klasse 6 bis 8) und zwei weiteren Lektürejahren (Klasse 9 und 10) in der 10. Jahrgangsstufe bei mindestens Note „ausreichend“ im Jahreszeugnis erreicht.
Erwerb des Latinums über eine schulinterne Feststellungsprüfung
Um Schülern, die Latein bereits nach der Jahrgangsstufe 9 ablegen wollen, um Französisch als neu einsetzende spät beginnende Fremdsprache zu erlernen, einen vorzeitigen Erwerb des Latinums am Ende der Jahrgangsstufe 9 zu ermöglichen, können sich die Schüler am Ende der Jahrgangsstufe 9 einerschulinternen Feststellungsprüfungzum Erwerb des Latinums unterziehen.
Erwerb des sog. Kleinen Latinums („gesicherte Lateinkenntnisse“)
Die Zuerkennung gesicherter Lateinkenntnisse bzw. des Kleinen Latinums setzt die Fähigkeit voraus, lateinische Originaltexte im sprachlichen Schwierigkeitsgrad inhaltlich einfacherer Prosatextstellen in Inhalt, Aufbau und Aussage zu erfassen (z.B. Nepos, Curtius Rufus, Vulgata o. Ä.). Dieses Niveau wird bei Latein als zweiter Fremdsprache über den Pflichtunterricht nach der Spracherwerbsphase (Klasse 6 bis 8) und einem weiteren Lektürejahr in Jahrgangsstufe 9 bei mindestens Note „ausreichend“ im Jahreszeugnis erreicht und in diesem sowie im Abiturzeugnis als „Kleines Latinum“ bestätigt.
Lehrwerke Latein Klasse 6: Roma 1 Klasse 7: Roma 2 Klasse 8: Roma 3 Für den Lektüreunterricht der Klassen 9 bis 12 stehen zu den jeweils vom Lehrplan geforderten thematischen Einheiten unterschiedliche kostenfreie Lektüreausgaben zur Verfügung, die eine abwechslungsreiche und motivierende Begegnung mit lateinischen Originaltexten ermöglichen und den neuesten Stand der didaktischen Forschung wiedergeben. Begleitend werden in den Klassen 9 bis 12 die Wortkunden Adeo norm.Basisvokabular (Klasse 9) undAdeo.Erweitertes Basisvokabular (ab Klasse 10) zur dauerhauften Sicherung und autorenspezifischen Erweiterung des lexikalischen Wissens eingesetzt. Beiden Bänden liegen die statistischen Untersuchungen zugrunde, die im Rahmen des Projekts "Bamberger Wortschatz" die relevanten Wörter des lehrplangemäßen gymnasialen Lektürecorpus addec |
Fachschaft Latein
Magistri magistraeque linguae Latinae
StD Herbert Schaller,
Mitglieder der Fachschaft |
StD Schaller, Herbert |
StDin Bachfischer, Susanne |
OStRin Brockmann, Ute |
OStRin Hösl, Yvonne |
OStRin Kraus, Edeltraud |
StD Meier, Michael |
OStRin Schlatmann, Elke |
Lesestoff für kleine und große „Lat(e)in Lovers“
Die Förderung der individuellen Lesekompetenz ist ein zentrales Element gymnasialer Bildung und mithin ein fächerübergreifendes Anliegen. Folgende Liste bietet ein hoffentlich interessantes Angebot an Lesestoff rund um Latein und rund um die Antike. Die Fachschaft Latein wünscht allen „Lat(e)in lovers“ viel Spaß beim Lesen! – oder, wie würde unser fantastischer Plinius sagen: Nullus est liber tam malus, ut non aliqua parte prodesset.
Unter- und Mittelstufe
Sachbücher
Köhlmeier, Michael: Das große Sagenbuch des klassischen Altertums. Piper.
Novelli, Luca: Archimedes und der Hebel der Welt. Arena.
Parigger, Harald: Caesar und die Fäden der Macht. Arena.
Rebenich, Stefan: Die 101 wichtigsten Fragen. Antike. Beck.
Schelenz, Michael: Schimpfen und Flirten auf Latein. Eichborn.
Stephan-Kühn, Freya: Abenteuer Altes Rom. Die Geschichte eines Weltreiches. Arena.
Stephan-Kühn, Freya: Viel Spaß mit den Römern. Arena.
Stöver, Hans Dieter: Die Akte Varus. Arena.
Stöver, Hans Dieter: Report aus der Römerzeit. Vom Leben im römischen Germanien. Arena.
Tempel, Sylke: Dürfen Sklaven sich verlieben? Wie die alten Römer lebten. Rowohlt.
Weeber, Karl-Wilhelm: Wie Julius Caesar in die Fanmeile kam. Der etwas andere Einstieg ins Lateinische. Herder.
Erzählungen und Romane
Auer, Margit: Verschwörung am Limes. Emons.
Baumann, Hans: Der große Alexanderzug. Dtv junior.
Baumann, Hans: Flügel für Ikarus. Dtv junior.
Baumann, Hans: Ich zog mit Hannibal. Dtv junior.
De Crescenzo, Luciano: Helena, Helena, amore mio. Knaus.
Dored, Elisabeth: Ich liebte Tiberius. Pabel-Moewig.
Grund, Josef Carl: Asche auf Pompeji. Loewe.
Haefs, Gisbert: Hannibal. Der Roman Karthagos. Heyne.
Kaiser, Maria Regina: Lukios. Abenteuer im alten Rom. Arena.
Kaiser, Maria Regina: Lukios. Neffe des Kaisers. Arena.
Kastner, Jörg: Der Adler des Germanicus. Bastei Lübbe.
Robert, John Maddox: SPQR. Ein Krimi aus dem alten Rom. Goldmann.
Stöver, Hans Dieter: ...dann geh’ ich zum Kaiser. Eine Geschichte aus der Zeit Hadrians. Artemis.
Stöver, Hans Dieter: Die Frau des Senators. Knaur.
Stöver, Hans Dieter: Drei Tage in Rom. Dtv junior.
Stöver, Hans Dieter: Quintus geht nach Rom. Dtv junior.
Stöver, Hans Dieter: Spartakus. Sklave und Rebell. Arena.
Sutcliff, Rosemary: Der Adler der neunten Legion. Dtv junior.
Ab der 10. Klasse
Sachbücher
Arens, Peter: Kampf um Germanien. Die Schlacht im Teutoburger Wald. Eichborn.
Baker, Simon: Rom. Aufstieg und Untergang einer Weltmacht. Reclam BBC.
Dierichs, Angelika: Erotik in der Römischen Kunst. Von Zabern.
Hartmann, Elke: Frauen in der Antike. Weibliche Lebenswelten von Sappho bis Theodora. Beck.
Higgins, Charlotte: Latein für Lovers. Mit Ovid durch alle Liebeslagen. Pons.
Jehne, Martin: Der große Trend, der kleine Sachzwang und das handelnde Individuum. Caesars Entscheidungen. Dtv premium.
Magee, Bryan: Geschichte der Philosophie. Coventgarden.
Mount, Harry: Latin Lover. Latein lieben lernen. Heyne.
Raffalt, Reinhard: Große Kaiser Roms. Piper.
Rausch, Sven: 50 Klassiker. Römische Antike. Gerstenberg.
Saltzwedel, Johannes: Das Ende des römischen Reiches. Spiegel.
Saltzwedel, Johannes: Götter, Helden, Denker. Die Ursprünge der europäischen Kultur im antiken Griechenland. Spiegel.
Schneider, Helmuth: Geschichte der antiken Technik. Beck.
Stroh, Wilfried: Latein ist tot, es lebe Latein! Kleine Geschichte einer großen Sprache. List.
Weeber, Karl-Wilhelm: Decius war hier. Das Beste aus der römischen Graffiti-Szene. Artemis.
Weeber, Karl-Wilhelm: Flirten wie die alten Römer. Artemis.
Weeber, Karl-Wilhelm: RomDeutsch. Warum wir alle Lateinisch reden, ohne es zu wissen. Goldmann.
Erzählungen und Romane
Comfort, Alex: Göttlicher Nero. Die Erinnerungen seines Leibarztes. Ullstein.
De Bont, Ad: Eine Odyssee. Verlag der Autoren.
Fernau, Joachim: Caesar lässt grüßen. Ullstein.
Fernau, Joachim: Rosen für Appoll. Ullstein.
Hochhuth, Rolf: Julia oder der Weg zur Macht. Volk und Welt.
Kissel, Beate: Junos Rache. Bastei-Lübbe.
Nooteboom, Cees: Die folgende Geschichte. Suhrkamp.
Rodik, Belinda: Trimalchios Fest. Bastei-Lübbe.
Saylor, Steven: Das Rätsel des Catilina. Goldmann.
Wolf, Christa: Kassandra. Suhrkamp.
Wolf, Christa: Medea. Stimmen. Suhrkamp.
(zusammengestellt von J. Lehner; bearbeitet und ergänzt von M. Meier)
Grundwissen im Fach Latein
Neben der systematischen Ausdifferenzierung von grundlegenden Kompetenzen, die im Wesentlichen die Bereiche des prozeduralen Könnens und analytischen Wissens umfassen, ist der sukzessive Aufbau eines fächerbezogenen Grundwissens ein wesentliches Element der gymnasialen Lehrpläne.
Unter "Grundwissen" versteht man in der Strukturlogik des Lehrplans den überschaubaren Bereich desdeklarativen Wissens, über den die Schüler langfristig, im Idealfall ein (Schul-)Leben lang, verfügen können.
Für das Fach Latein hat das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München (ISB) einen Grundwissenskatalog zusammengestellt; diese Übersicht kann für Schüler, Eltern und Lehrer als Informationsquelle und Orientierungsmaßstab dienen. Zudem macht er das breite Angebot deutlich, das das Fach Latein zum umfassenden Bildungsauftrag des Gymnasiums beiträgt.
HIER finden Sie den Grundwissenskatalog Latein.