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Schule, was willst du mehr?

Frühjahrskonzerte des Max-Reger-Gymnasiums

Was die Vorzüge einer ganzhaft musischen Bildung ausmacht, das haben die Schülerinnen und Schüler des Max-Reger-Gymnasiums Amberg in eindrucksvoller Weise bei ihren drei Frühjahrskonzerten bewiesen: Bildung ist mehr als die Ansammlung von Qualifikationen und Kompetenzen, sie trägt vielmehr zur Entwicklung der Persönlichkeit bei – einer Persönlichkeit, die auch und gerade im ästhetischen Ausdruck ihre Substanz gewinnt.

 

Die ersten beiden Konzerte fanden im historischen Festsaal des Gymnasiums statt. Traditioneller Weise eröffnete der Unterstufenchor unter Leitung von StD Herrneder das Programm. Sehr dynamisch und kraftvoll gelang den „Kleinsten“ der Schule mit vier mehrstimmigen Arrangements frühlingshafter Weisen ein mitreißender Auftritt; die glänzenden Kinderstimmen bewegten vor allem mit Thomas Morleys „Now is the Month of Maying“ ihr Publikum. Als vielversprechendes Talent stellte sich die Geigerin Konstanze Frauendorfer (7a) vor. Oskar Riedings „Concertino in ungarischer Weise op. 21“ präsentierte die Schülerin mit technischer Reife und ansteckender Vitalität. Vielversprechend auch der junge Gittarist Erik Engel (7a), der die komplexe Textur von Matteo Carcassis „Caprice in a-Moll op. 26/4“ sehr einfühlsam und klar konturiert vortrug. Ein besonderes „Eventum“ stellte ganz sicher „Das Tier im Klavier“ dar – eine tierisch gute Etüdensammlung von Luis Zett, die Schüler der Unterstufe als performatives Gesamtkunstwerk in Szene setzten. Hier wurde in besonderer Weise deutlich, dass Musik einfach Spaß machen muss! Diese Erkenntnis bildete sodann den thematischen Rahmen für den Auftritt der MRG-Schulstreicher unter Leitung von Ulrike Straub: „Musik ist Trumpf“ von Heinz Gietz war einer der intelligent arrangierten Beiträge des Unterstufen-Orchesters, der Freude an der Musik und am gemeinschaftlichen Musizieren in seiner schönsten Form hörbar und erlebbar machte. Das Publikum des zweiten Konzertabends wurde gleich zu Beginn in eine ganz und gar berückende Atmosphäre entführt: Mit drei Sätzen aus Telemanns „Concerto in D-Dur TWV 40“ kosteten die vier Cellisten Tobias Schulien (Q12), Amelie Klug (10a) Dorka Konrad (10c ) und Daniel Galperin (9c) die Klangtiefe und Schönheit ihres Instruments aus. Perfekte Abstimmung und ein hohes Maß an musikalischem Gestaltungswillen machten die vier Schüler zu einem homogenen Klangkörper, von dem man gerne mehr hören würde. Die Pianistin Christina Göbl (Q12) überzeugte mit Max Regers „Moment Musical op. 44,5“; klug und verständig arbeitete sie die Subtilität Reger’scher Tonkunst heraus, ohne dabei die Zartheit im Ausdruck zu verlieren. Sehr ausdrucksstark und virtuos präsentierte sich das Duo Magdalena Urban (Violine, 9c) und Madeleine Siegert (Klavier, 9b): das „Präludium und Allegro im Stile von Gaetano Pugnani“ von Fritz Kreisler meisterten die beiden mit bestechender technischer Souveränität und wirklich überzeugender Einfühlungskraft. Dorka Konrad (10c) entrückte das Publikum mit Camille Saint-Saens „Allegro Appasionato in h-Moll op. 43“ in eine ganz und gar musische Existenz. Der zauberhafte, gestaltungsfähige Ton der jungen Cellistin trug die Spiritualität dieses Werkes voller Klarheit und Empathie in den Raum. Hier zeigte sich ein tiefes Verständnis vom Werk und reifes technisches Können. Eine völlig andere Tonwelt evozierte die talentierte Pianistin Vera Beschoner (10a). Ihr gelang es meisterhaft, die beklemmende und doch so tief bewegende Spannungskraft der Toccata des zeitgenössischen Komponisten Jan Rääts deutlich zu machen: die unablässig insistierende, stellenweise fatalistische Schonungslosigkeit und Ausdrucksradikalität dieses technisch überaus anspruchsvollen Werkes konnte die Schülerin genial darstellen. Weit über schulischem Niveau präsentierte sich der junge Klarinettist Jakob Galperin (10c): seine Interpretation des 1. Satzes aus Louis Spohrs Konzert Nr. 1 in c-Moll op. 26 zeugte von so viel Musikalität und Können, wie man sie auf einer Schulbühne nun wahrlich nicht vermuten würde. Einzigartig! Dass das MRG aber nicht nur klassisch kann zeigte das Jazz-Ensemble M-R-Jazz unter Leitung von StR Prechtl. Drei Nummern des US-amerikanischen Jazz-Komponisten Chick Corea präsentierte das Ensemble mir sympathisch-lässiger Coolness. Besonders gefiel der rassige Sound, den die Musiker bei „Spain“ getroffen haben: hier trafen sich relaxter Jazz und feuriges Kolorit – ein furioses Finale des zweiten Konzertes.

Der dritte und letzte Konzertabend des MRG fand im voll besetzten Amberger Stadttheater statt. Die prächtige Kulisse der Architektur fand im Beitrag des MRG-Orchesters unter Leitung von OStRin Feldmeier-Zeidler ihre kongeniale Entsprechung: Prachtvoll-erhaben und mit symphonischer Majestät interpretierte das Orchester Georges Bizets „L’Arlesienne Suite“. Die Präsenz und das Engagement jeder einzelnen Stimmgruppe ließen das Ensemble sich zu einem mitreißenden Organismus wachsen, der ganz offenkundig gymnasiales Niveau bei weitem übertrifft. Mal kathedral-erhaben, mal fein-ironisch, mal scherzhaft-verspielt, mal eruptiv-geladen – das Orchester konnte die volle Differenziertheit von Bizets Suite darstellen und so das Publikum tief anrühren. Anrühren konnte ihr Publikum auch die Geigerin Paula Herrneder (Q12); überzeugend gelang ihr, den ludischen Charakter von Charles-Auguste de Bériots „Rondo“ aus dem Konzert Nr. 9 op. 104 frei von jeder Belanglosigkeit darzustellen. Souverän setzte sie die spieltechnischen Schwierigkeiten dieses Werkes um und schuf so Raum für einen musikalischen Gestus, der zu Herzen ging. Ein wahres tonales Feuerwerk zündete Stefanie Rumpler (Q12) auf dem Sopransaxophon. Die drei Sätze aus „Histoire de Tango“ von Astor Piazolla zeigten die gesamte Bandbreite ihres Könnens: makellose Technik, analytische Klarheit und erstaunliches musikalisches Talent machten das Spiel der Abiturientin aus. Nicht enden wollender Beifall war mehr als angemessen für diesen heimlichen Höhepunkt des Konzerts. Fantastisch! Das gleiche Genre, den gleichen Komponisten, aber doch einen ganz anderen Charakter verstand das Sax-Reger-Quintett unter Leitung von Elke Beer zu präsentieren. Mit Astor Piazollos „Libertango“ in einem Arrangement für fünf Saxophone schufen die mit erkennbarer Leidenschaft musizierenden Bläser ein furioses Dokument sprühender Ekstase und beklemmender Melancholie. Sanfte Töne, klare Konturen und perfekte Intonation sind die Attribute des Blechbläserensembles unter Leitung von StR Prechtl gewesen: bei drei Sätzen aus Edvard Griegs „Peer Gynt Suite Nr. 1“ zeigten die Musiker aus den Klassen 7 bis 11 die Eleganz und Reinheit, die ihren Instrumenten zu entlocken ist. Besonders gefiel dabei der Satz „In der Halle des Bergkönigs“, in dem all die Troll-Höflinge, Kobolde und Gnome plastisch vergegenwärtigt wurden – ohne dabei jener feinen Ironie zu entbehren, die die Substanz dieses Satzes darstellt. Mit der Arie „O mio babbino caro“ von Giacomo Puccini zeigte die Sängerin Anna Lottner (Q12) ihre bezaubernde Sopranstimme mit brillanten Höhen und Tragkraft in den tieferen Lagen; ihre modulationsfähige Stimme verlieh der Arie aus der Oper „Gianni Schicchi“ den subtilen Melos, den zu treffen, für eine Sängerin dieses Alters mehr als bemerkenswert ist. Zum Abschluss der Konzertreihe trat der Gemischte Chor des MRG unter Leitung von OStRin Treese auf die Bühne des Stadttheaters. Mit vier Titeln der Band „Supertramp“ in der Bearbeitung von Carsten Gerlitz konnte der Chor zeigen, was solide Stimmbildung und konzentrierte Chorarbeit bewirken können: Chortechnik auf höchstem Niveau wurde dem Publikum da präsentiert. Das harmonische Ineinandergreifen von perkussiven und melodisch-lyrischen Elementen, die Ausgewogenheit in den Stimmlagen und die ansteckende Energie der Sänger rundete den Gesamteindruck aller drei Konzertabende eindrucksvoll ab: Hier traten Schüler auf, die etwas zu zeigen haben, die etwas von ihrer Persönlichkeit nach außen kehren und auf diese Weise bewiesen, wozu musische Bildung in der Lage ist. Schule, was willst du mehr?

Weitere fotografische Impressionen in der Galerie!

 

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