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Musik verbindet – Interkultureller Dialog durch die besondere Sprache der Musik

BildUnter diesem Motto steht das Erasmus+-Projekt „Notes of Europe“, an dem das Max-Reger-Gymnasium seit 2015 teilnimmt. Schüler und Lehrer aus neun verschiedenen europäischen Ländern treffen sich im Abstand von ein paar Monaten in einem dieser Länder, präsentieren ihr eigenes musikalisches Können oder landestypische Musik und vor allem: Alle singen und musizieren miteinander.

Schüler des Max-Reger-Gymnasiums haben für das Projekt eigens eine Hymne komponiert, die sich als „Leitfaden" durch alle Treffen zieht, und auch einen Jingle mit dem Text "Europe be clever, friendship for ever, sing the Notes of Europe". Eine alte Tradition? Ja. Schon von dem klassischen Komponisten Joseph Haydn stammt der Spruch: „Musik ist Weltsprache", was nichts anderes bedeutet als die grenzüberschreitende Wirkung von Musik.

Eine der vielfältigen Aufgaben im Rahmen dieses Erasmus+-Projekts war und ist die Suche und Forschung nach europäisch denkenden und wirkenden Komponisten.

In vielen Lebensläufen von Komponisten und Musikern lassen sich - modern ausgedrückt - Europaaffinitäten ausmachen. Allein schon durch die wechselnden Musikzentren und Stätten, die für die Entwicklungsgeschichte der Musik wichtig waren, schweift der Blick über unser heutiges Europa. In der Renaissance war es die Niederländische Vokalpolyphonie, im Barock war Italien federführend. Man spricht von der „Wiener Klassik“ und meint damit Haydn, Mozart und Beethoven. Danach in der „Romantik“ verteilten sich die Zentren, die Komponisten wurden sich ihrer musikalischen Wurzeln bewusst und ließen diese in ihre Musik einfließen. Einen weiteren Aspekt der „europäischen“ Gestaltung und Wirkung von Musik stellt das Reisen dar. Man denke z. B. an Georg Friedrich Händel, dem es schon im 18. Jahrhundert auf Grund seines wohlhabenden Elternhauses möglich war, alle Metropolen Italiens zu besuchen und den dortigen Musikstil für seine eigene Kompositionsweise „aufzusaugen“. Letztendlich ließ er sich dann in London nieder und war dort ein gefeierter Komponist. Auch sein Zeitgenosse Johann Sebastian Bach, dem solche Reisen aus finanziellen Gründen zwar nicht möglich waren, studierte dennoch z. B. französische Kompositionen und alles, „was ihm unter die Finger kam“, um seinen Stil weiter zu entwickeln. Nicht zu vergessen ist Wolfgang Amadeus Mozart. Er bereiste als Wunderkind ganz Europa. Rechnet man die Zeit seiner Reisen zusammen, kommt man zu dem Ergebnis, dass er in seinem 35 Jahre dauernden Leben rund 11 Jahre auf Konzerttourneen war. In der Zeit der Romantik gehörte es zum „guten Ton“ einer wohlhabenden Familie, dass ihre Kinder Bildungsreisen durch ganz Europa unternahmen. Exemplarisch kann hier auf Felix Mendelssohn-Bartholdy verwiesen werden.

FeZ Erasmus2017 2Ausgestattet mit diesen Hintergrundinformationen erhielten im vergangenen Schuljahr zwei 8. Klassen folgenden Auftrag: „Sammle Informationen, Bilder, etc. über Musiker und Komponisten aus der Stadt Amberg, der Oberpfalz und Europa und gestalte hierzu ein aussagekräftiges Poster!“ Innerhalb dieses äußeren Rahmens hatten die Schüler freie Wahl, mit welchen Komponisten oder Musikern sie sich beschäftigen wollten. Das Ergebnis war eine sorgfältig recherchierte und wunderbar gestaltete Ausstellung zu diesem Thema.

Eine Konzertfahrt der 8. Klassen nach München zu einem Konzert, bei dem u.a. Beethoven zu Gehör kam, bot die Gelegenheit, im Rahmen des Projekts „Zeitung macht Schule“ Artikel über die Rolle Beethovens zu veröffentlichen. Sie befassten sich beispielsweise damit, wie Beethoven arbeitete und komponierte, welches Schicksal er zu erleiden hatte, und wie und wann es dazu kam, dass der Chorsatz im letzten Satz seiner 9. Sinfonie mit Schillers Text „Ode an die Freude“ zur Europahymne auserkoren wurde.

Eigentlich mühelos wurden und werden sowohl die zahlreichen Weihnachts- und Sommerkonzerte als auch die vielen Musischen Abende am Max-Reger-Gymnasium dem europäischen Gedanken gerecht. Solisten sowie große und kleine Ensembles bieten eine Vielfalt an Werken aus verschiedenen europäischen Ländern und interpretieren Komponisten, die allein schon aus oben genannten Gründen einen Bezug zu Europa aufweisen. Aber auch der Bezug zur Heimat findet sich im Programm der Konzerte wieder, wenn z. B. im letzten Jahr das MRG-Orchester die „Weimarer Sinfonie" von Christoph Willibald Gluck, einem Oberpfälzer Komponisten aus Beilngries, darbot. 1780 schrieb Gluck – europaweit bekannt wegen seiner Opernreform – an Herzog August von Sachsen-Weimar, er „empfinde einen innerlichen Trieb, etwas vor meine Nation zu verfertigen.“

FeZ Erasmus2017 1Im diesjährigen Weihnachtskonzert ist eine Uraufführung zu hören. Darunter darf man sich in diesem Fall kein neu komponiertes Werk vorstellen, was der Begriff „Uraufführung" auch nahelegen könnte. Das MRG-Orchester bringt eine Sinfonie von Johann Christoph Vogel zu Gehör, die 230 Jahre auf ihre Entdeckung wartete. Wolfgang Jacob vom Verlag "Edition Stringendo" hat eine Handschrift dieser Sinfonie in der Hofbibliothek Thurn- und Taxis in Regensburg gefunden und erstmals in Druck gebracht. Nach Auskunft von Herrn Jacob weist das handschriftliche Notenpapier keine Gebrauchsspuren auf. Wurde diese Sinfonie nie gespielt? Wahrscheinlich!

Und wie kam diese Handschrift nach Regensburg?

Johann Christoph Vogel wurde 1756, also im selben Jahr wie Mozart, in Nürnberg als Sohn eines Lauten- und Geigenbauers geboren. Mit 17 Jahren trat er in die Hofkapelle Thurn und Taxis Regensburg als Instrumentalist ein. Im Jahr 1776 ging Vogel nach Paris, wo er ein begeisterter Anhänger Christoph Willibald Glucks wurde und ebenfalls Opern komponierte. Außerdem schrieb er zahlreiche Sinfonien, Konzerte und Kammermusik.

Es stellt sich also die Frage: War die in Regensburg gefundene und relativ unversehrte Partitur ein musikalischer Gruß an seine ehemaligen Kollegen der Thurn- und Taxis Hofkapelle?

Mit nur 32 Jahren verstarb Johann Christoph Vogel 1788 in seiner Wahlheimat Paris.

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